Eine innovative App zu entwickeln, die kulturelle Inhalte und authentische Orte verbindet und dabei NICHT zum Gähnen langweilig ist – das ist keine Aufgabe, die sich von selbst erledigt. Ich weiß wovon ich rede, 2013-2014 habe ich in Zusammenarbeit mit der Uni Ulm selbst zwei Augmented Reality Apps für das Theater Ulm mitentwickelt („Apparition“ und „Donauflieger“). Dabei war ich natürlich „nur“ für den inhaltlichen Teil zuständig.
Mit dieser Vorgeschichte fand ich die Idee der Lessingstadt Wolfenbüttel, eine „Erlebnisführung“ zum Thema Lessing in Wolfenbüttel in Form einer App zu gestalten, natürlich von Anfang an spannend. 2016 wurde ich vom dortigen Amt für Tourismus und Wirtschaftsförderung angefragt, ob sie einige meiner To-Go-Videos zu Lessingdramen* im Rahmen der App nutzen könnten, ich habe eigens noch zwei angefertigt und dann ergab sich noch eine weiter gehende Zusammenarbeit. Ich habe die Dialoge und viele der in der App enthaltenen Texte ein bisschen aufgehübscht und mitgestaltet. Insbesondere die technische Gestaltung hat dann aber noch stolze anderthalb Jahre gedauert, und erst gestern, zu Lessings 289. Geburtstag, wurde die Erlebnisführung unter dem Titel „Lessing lebt!“ als Teil der offiziellen Wolfenbüttel-App veröffentlicht. Ich finde, das Ganze ist echt gelungen.
Eine Rahmengeschichte, in dem Oma ihren Enkel Jan, der kurz vorm Abitur steht, auf entspannte Art dahin manipuliert, diesem Uralt-Autor Lessing gegenüber ein bisschen toleranter zu sein, führt zu den verschiedenen Orten, an denen Lessing in Wolfenbüttel (und Braunschweig) gelebt hat. Gut, in Braunschweig ist er in erster Linie gestorben und begraben. Diese Rahmengeschichte ist in Form von 360°-Videos umgesetzt, mit deren Hilfe man die jeweiligen Orte wirklich eindrücklich erleben und kennenlernen kann. Dann gibt es noch unterschiedlichstes Zusatzmaterial, zum Beispiel Podcasts zu bestimmten Themen – Lessings Lovestory, Der Fragmentenstreit, Der Tod von Eva Lessing – sowie viele andere Formate, z.B. Facebook-Profile von Lessings Freunden…
Ich bin natürlich gespannt, wie junge Leute dieses Angebot wahrnehmen, ich selber hab eine ausgesprochen kindliche Freude daran, aber Oma und Jan haben auch das Aussehen von Playmobilfiguren bekommen. Vielleicht liegts daran.
* Es sind:
Nathan der Weise to go
Emilia Galotti to go
Die Juden to go
Miss Sara Sampson to go
Minna von Barnhelm to go