Vielleicht ist das jetzt ein bisschen weit ausgeholt, aber das kann man ja mal machen. +++ Wenn ich mir Gedanken darüber mache, was wir wissen können, was wir tun sollen und was wir hoffen dürfen, stehe ich immer wieder vor folgendem Problem: Wenn das Universum aus einer endlichen oder von mir aus auch unendlich unendlichen Anzahl von Teilchen besteht – das können wir nicht wissen, aber es müsste ja so sein. Jedes Teilchen an einem Ort, in einem Energiezustand oder vielleicht ist es auch wellenförmig, kann sein. Ich weiß schon, Heisenberg, wir können nichts verstehen, und wenn wirs versuchen, verändern wir es. Aber ich meine auch grundsätzlicher, nur denken, nicht messen. Auch wenn wir all diese Teilchen nicht kennen, noch nicht mal einen kleinen Teil von ihnen. Gibt es sie doch. Alles besteht aus Teilchen, die irgendwohin unterwegs sind, ob als Teilchen oder als Welle, mit einer bestimmten Geschwindigkeit. Und dann kollidiert ein Teilchen mit einem anderen und ändert die Richtung. Wir werden es niemals verstehen können, weil wir eben ein Gehirn so groß wie das Universum bräuchten, um das zu verstehen, aber es ist eigentlich ganz einfach: Ursache – Wirkung. Und eine Ursache kann immer nur eine Wirkung haben, weil für eine andere Wirkung bräuchte ich eine andere Ursache. Wenn das so ist, und anders kann ich es mir nicht denken, dann gibt es genau einen Ablauf für das Universum. Dann kann alles nur auf genau eine Art passieren. Es gibt keine Alternative, kein Konjunktiv, kein hätte, könnte, sollte. Nur war ist wird sein.
Wenn das stimmt, dann steht alles schon fest. Welche Taste ich als nächstes auf meiner Rechnerklaviatur drücke, welcher Spatz von welchem Ast fällt, wann ich sterbe. Und auch: Welches Kunstwerk ich heute konsumieren werde, wies mir dabei gehen wird, was ich darüber anschließend schreiben und in diesem Blog veröffentlichen werde. Ich mag „einen Plan haben“ oder „meinem Instinkt folgen“ bei der Auswahl der Kunstwerke, vielleicht „spielt der Zufall hinein“ oder ich folge einfach „den Regeln des Marktes“ – aber in Wahrheit (wenn die Teilchenebene für diese Kategorie qualifiziert) stehts alles schon fest. Absurderweise hat die Tatsache, dass das Fatum schon einen Plan für mich, dich, uns alle hat, nicht so richtig viel Auswirkungen auf unser Leben, denn durchlitten werden muss es trotzdem jeden Tag aufs Neue. Durchfeiert, wollte ich sagen. Es gibt diejenigen Denkschulen, die aus der Tatsache, dass alles schon „geschrieben steht“ eine Aufforderung zum Selbstmord ableiten, und andererseits diejenigen, die daraus eine Faktenbasis für Heldentum und ein großartig gestalterisches Leben machen. Ich selbst bin noch nicht mit mir einig geworden, was aus der Existenz des Fatums folgt: Depression oder Euphorie? Totalitarismus oder Hedonismus? Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bin ich mir nur in einer Hinsicht ziemlich sicher: Wenn der Weg schon vor unseren Füßen liegt, wenn wir also nicht unser Leben leben, sondern unser Leben uns lebt, dann sollten wir die Sache vielleicht ein wenig dankbarer, demütiger und zugleich gelassener angehen.
Tolle Sache, aber wie werden die Kunstwerke für diesen Blog jetzt ausgewählt? Das Universum hat es gefügt, dass ich jeden Tag aufs Neue die Illusion meines dramaturgischen Instinkts für Abwechslung (in Bezug auf Genre, Entstehungszeit und Aroma) erfolgreich mit der Tatsache in Verbindung bringe, dass mir immer was Neues in den Schoß fällt, das vom Baum der Erkenntnis fällt. Einfach so.